Elfriede Jelinek: „Der Lärm war schon“

Ich sehe doch längst, daß es kein Lärm mehr ist, sondern etwas Gestaltetes, das aber mit der ursprünglichen Lärmquelle, meinem Text, so wie er gedacht war, nichts mehr zu tun hat! Indem dieser Künstler das in die Hand nimmt, was ich geschrieben habe, ist es etwas anderes geworden. Und am Ende braucht er es gar nicht mehr, und hätte ich ein ganzes Stück für ihn geschrieben, es muß nicht mehr da sein, weil es auf andre Weise DA und definiert ist, aber so, daß man nicht mehr fragen kann: Ist das ein Lärm. Der Lärm war schon, jetzt ist es eine Projektion auf den Animatographen, auf den man allerdings alles projizieren kann, und man selbst, ist man dabei, verschwindet darin spurlos. Es ist also zuerst etwas da, das verschwindet. Und es ist etwas nicht da, was hergeholt wird. Aber trotzdem weg ist.

aus: Elfriede Jelinek: Schlingensief. In: http://a-e-m-gmbh.com/wessely/fschlings.htm, datiert mit 1.6.2010 (= Elfriede Jelineks Homepage, Rubriken: Aktuelles, zur Kunst).

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