„Die sarkastischen Kommentare der Autorin“

Elfriede Jelinek: Ich fand das gerade in diesem Krieg, der ja kein Krieg im eigentlichen Sinn war, (das Ergebnis stand ja von vornherein fest, man könnte sagen: es war eine Strafexpedition) wichtig, wo eine drückend sowohl technologisch als auch logistisch überlegene Heermacht einen in jeder Weise hoffnungslos unterlegenen Gegner quasi überfährt. Die dritte Ebene dazu sind die sarkastischen Kommentare der Autorin, die, völlig machtlos, gleichzeitig spricht und schweigt, weil Ironie ja das einzige Mittel der hilflos zusehenden ist, um ihre Hilflosigkeit wegzudrücken, zu bannen. Und ein Bannfluch geht nur mit Sprache. Die Sprache ist das einzige, was ihr, dieser Zusehenden, zur Verfügung steht, und selbst mit der Sprache kann man als Autorin nur einen Abklatsch liefern; aber man kann durch die verschiedenen Sprachebenen, die man benutzt, eine Art Mosaik herstellen, eine neue Wirklichkeit, die sich aus vielen Facetten zusammensetzt und aus verschiedenen Diskursen, vom dichterischen des Aischylos bis zum banalsten des Fernsehkommentators.

aus: N. N.: „Es gibt keine Möglichkeit, sich einem Krieg zu nähern“. In: Bühne 12/2003.

Über Elfriede Jelinek-Forschungszentrum

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